Schmetterlinge im Bauch

Best,
You’ve got to be the best
You’ve got to change the world
And use this chance to be heard
Your time is now

Muse – „Butterflies and Hurricanes“


Die Zeit ist gekommen! Seit einigen Monaten schon spukte die Idee in meinem Kopf herum, endlich auch unter die Elternblogger*innen zu gehen. Das haben sich bereits einige Menschen gewünscht, die ich im vergangenen Jahr auf Twitter kennen gelernt habe. Zu den Gedanken im Kopf gesellte sich in den letzten Wochen noch ein richtig gutes Bauchgefühl und ich freue mich darauf, hier meinen Gedanken freien Lauf lassen zu können. Stellt euch bitte vor, wie ich grade ganz aufgeregt vor meinem Rechner sitze und hoffe, dass ich das hier richtig mache.

Für alle die mich noch nicht kennen: mein Name ist Maya und ich bin im August 2017 Mutter geworden. Ich lerne seitdem nicht nur ein wunderbares kleines Menschlein kennen, sondern begreife auch mehr und mehr, was dieses „Mutter sein“ überhaupt bedeutet.

Zu meinem großen Glück bin ich mit dieser Aufgabe nicht allein und auch nicht wie viele Eltern „nur“ zu zweit – unser Löwenkind hat gleich drei wunderbare Mütter. Neben mir sind das Anna, die unser Kind ausgetragen hat, und Johanna, mit der ich zusammenwohne und seit vier Jahren eine Beziehung habe. Den möglicherweise verwirrten Leser*innen seien im Folgenden ein paar Dinge über unsere Konstellation erklärt.

Polyamorie

Wir drei Mütter verstehen uns als polyamor. Das bedeutet, dass wir im vollen Wissen und Einverständnis aller Beteiligten parallel Beziehungen zu verschiedenen Menschen führen. Wir haben alle noch weitere Partnerpersonen, die zwar keine elternschaftliche Verantwortung in unserer Familie tragen, aber uns dennoch nah verbunden sind und für unsere Leben jeweils eine sehr wichtige Rolle spielen.

Wer sich das aus monogamer Perspektive nicht so richtig vorstellen kann, denke sich stattdessen einen großen Freundeskreis. Nur, dass manche der Beteiligten auch tiefe romantische Gefühle füreinander empfinden, oder vielleicht klischeehafte Pärchendinge miteinander unternehmen, oder vielleicht miteinander kuscheln oder Sex haben – wie es für sie jeweils passt. Manche der Beziehungen sind lokal, andere in weit entfernten Städten. Sie sind so unterschiedlich und vielfältig wie die Menschen darin.

Wir kennen und schätzen unsere Metamours (die anderen Partnerpersonen unserer eigenen Partnerpersonen) und organisieren unsere elterliche Verantwortung so, dass wir alle auch außerhalb der Familie noch Zeit mit weiteren uns liebevoll verbundenen Menschen verbringen können.

Polyamores Leben ist für uns etwas völlig alltägliches. Auf diesem Blog soll diese Lebensrealität ein Thema sein: Wie kann das funktionieren? Wie ist das zustande gekommen? Wie organisieren wir uns?

Patchwork

Anna hat aus einer früheren monogamen Beziehung eine Tochter, die hier „Kletterfee“ heißen möchte (weil sie so gerne und viel überall hochklettert). Sie wird in ein paar Monaten sechs Jahre alt und wird hälftig von ihrem Papa betreut, zu dem wir ein distanziertes, aber gutes Verhältnis haben. Durch die guten Erfahrungen mit dem Wechselmodell wünschte Anna sich das auch von Anfang an für ihr zweites Kind. Und so kam es: das Löwenkind lebt ebenfalls in zwei verschiedenen Haushalten, sowohl in Annas Wohngemeinschaft als auch bei Johanna und mir.

Uns ist sehr wichtig, dass die beiden Geschwister sich gegenseitig viel erleben können. Diese beiden Wohnungen sind auf dem gleichen Häuserblock, was uns ermöglicht einander ohne viel Aufwand zu besuchen und spontan Zeit miteinander zu verbringen. DIe Kletterfee kann schon lange Johanna und mich ohne Begleitung besuchen, denn sie muss dafür keine Straße überqueren.

Auch mit dem nicht geringen Altersunterschied von viereinhalb Jahren hat sich zwischen den Kindern bereits ein sehr schönes Miteinander entwickelt und wir sind gespannt, welchen Quatsch sie in Zukunft wohl zusammen anstellen werden!

Trans

Wer sich übrigens gefragt hat, was denn eigentlich mit dem Vater unseres Kindes ist: tja, der existiert tatsächlich nicht. Aber wer hat das Kind dann gezeugt? Nun, das war ich. Auch zwei Frauen können nämlich zusammen ein leibliches Kind bekommen, wenn ihre Körper dazu geeignet verschiedenfunktional ausgestattet sind.

Okay, in weniger verschwurbelt nochmal: ich bin eine trans Frau. Mir wurde also bei meiner Geburt das männliche Geschlecht zugewiesen, und ich brauchte dann etwa 25 Jahre meines Lebens um für mich klar festzustellen, dass das falsch war und ich eben doch eine Frau bin. Das ist nämlich gar nicht so leicht zu realisieren, wenn die ganze Welt dir immer wieder deutlich erklärt, dass du doch ein Junge bzw. Mann zu sein habest.

Erst durch meinen Kontakt mit anderen trans Personen änderte sich das – danke, Internet! Ich begriff, dass trans zu sein überhaupt eine valide Option ist und begann bald darauf den anstrengenden, nervenaufreibenden Prozess der geschlechtlichen Transition. Über diesen Weg, wie ich dabei mittendrin noch ein Kind bekam und was ich als junge trans Mama so erlebe, möchte ich gerne schreiben.

VielGeliebt

Das Logo dieses Blogs zeigt ein Rechteck, das von einem Herz umrahmt ist. Es symbolisiert das englische Wortspiel „Love outside the box“, also übersetzt in etwa: Liebe außerhalb des vorgegebenen Rahmens. Es steht dafür, dass sich unsere Art, Beziehungen und Familie zu leben, außerhalb der gewöhnlichen gesellschaftlich verbreiteten Strukturen bewegt. Das ist nicht immer einfach, aber für uns goldrichtig.

Der Name des Blogs ist zugegeben furchtbar kitschig. Er soll darauf hinweisen, dass sowohl den Erwachsenen als auch den Kindern in unserer Konstellation viel Liebe zuteil wird.

Dabei geht es aber nur hintergründig um die Liebe als Gefühl. Liebe ist vielmehr eine Haltung, die in unseren Handlungen spürbar wird. Die Basis unseres Geflechts sind unsere bewussten Entscheidungen füreinander. Wir ermöglichen uns nicht nur gegenseitig schöne Erlebnisse, wir kümmern uns nicht bloß umeinander, sondern wachsen aneinander und miteinander.

I define love thus: The will to extend one’s self for the purpose of nurturing one’s own or another’s spiritual growth.

M. Scott Peck, The Road Less Traveled

Ich bin selbst gespannt, worüber ich hier als nächstes schreiben werde. Ihr könnt das mit beeinflussen, indem ihr mich wissen lasst, was euch interessiert. Dieses Blog hat aus Datenschutzgründen keine Kommentarfunktion; ihr könnt mich aber auf Twitter oder per Mail kontaktieren.

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